Sequoia Scavullo

The Taste of your Fireplace

12.11.2022 – 15.01.2023

The Taste of your Fireplace ist die erste institutionelle Einzelausstellung der Künstlerin Séquoia Scavullo in Europa. Die Künstlerin ist 1995 in Baltimore geboren, sie lebt und arbeitet in Paris. Sie beendete in diesem Jahr ihr Studium der Kunst an der Beaux Arts von Paris.

Scavullo schafft in variierenden Formaten eine figurative Malerei, die sich am Rande der Abstraktion bewegt. Elemente von fantastischen Wesen, Körperteilen oder fliegenden Insekten verschwimmen in einer Überlagerung von Schichten, die Texturen wie Wasser, Haare oder Stoffe darstellen.

Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die Reflexion einer nonverbalen Kommunikation. Dafür hat sie ein imaginäres Alphabet entwickelt, dem man in ihrer Malerei immer wieder begegnet. In Sequoyah's Doubled Edged Sword (2022) beispielsweise wird dies buchstäblich zum Thema. Die hieroglyphenähnlichen Buchstaben vermitteln reale Botschaften. Auf diese Weise schafft die Künstlerin einen neuen Sprachzustand und erinnert zugleich daran, dass die Malerei als künstlerische Sprache die Fähigkeit besitzt, Emotionen zu vermitteln, die manchmal komplexer sind, als es Worte ausdrücken könnten. Zudem nutzt Scavullo die Farbe als Vermittler von emotionalen Zuständen und verweist auf die synästhetischen Erfahrungs-bereiche der Kunst, insbesondere der Malerei. Starke Lichtkontraste und ein nuanciertes Spiel mit Farbabstufungen unterstreichen dies. In seiner Farbenlehre (1810) analysiert Johann Wolfgang von Goethe die Wirkung von Farben auf die menschliche Wahrnehmung und kommt zu dem Schluss, dass Farben - die aus dem Spektrum des Lichts stammen - mit Emotionen verbunden sind. Séquoia Scavullo scheint in dieser Hinsicht in der künstlerischen Tradition einer sowohl Georgia O'Keeffe als auch Bridget Riley zu stehen.

Scavullo widmet sich nicht den einfachsten Emotionen, denn in ihrer Arbeit geht tatsächlich um eine Auseinandersetzung zwischen Liebe und Tod, zwei große Themen, die u.a. durch das Trauern verbunden sind. Das Trauern, nicht im Sinne von Verabschiedung, sondern im Sinne eines neuen Lebens mit der Abwesenheit zu finden und ein Gedenken an die Empfundene Liebe zu verbildlichen. Damit tauchen existentielle Fragen wie jene danach, welche Beziehung hat man mit jemanden, den man verliert und geliebt hat? Wohin gehen unsere Gefühle? Wenn sie noch existieren, was macht man damit?

In ihren Kompositionen nimmt Scavullo immer wieder Bezug auf ihre persönliche Geschichte und ihre Träume. Aus einer Taino-Familie stammend, hat sie sich von deren Technik der Traumanalyse – Traum- und Wachzustand wird bei den Taino nicht unterschieden – und deren holistischer Betrachtungsweise der Welt inspirieren lassen. Bei dieser Gruppe von Native American wird die Konstitution des Menschen als Ganzes betrachtet und nicht, wie beispielsweise in der westlichen Medizin, der Geist vom Körper getrennt, um ihn zu heilen. Auch deshalb ist das Element Wasser ein wiederkehrendes Thema in ihrem Werk. Dieses Material stellt als solches das Fließen zwischen Realität und Traum, Leben und Tod, Vergangenheit und Gegenwart und auch zwischen der nicht-menschlichen und menschlichen Welt dar.

Durch Erinnerung, Auseinandersetzung und, im Falle der Malerei, durch das Sichtbarmachen einer existenziellen inneren Welt gibt Sequoia dem Unsichtbaren und Unsagbaren einen Platz. Darin liegt die Großzügigkeit und Stärke der Malerei von Sequoia Scavullo, das erlebbar zu machen, was in unserer westlichen Gesellschaft versucht, ein Existenzrecht zu beanspruchen, aber von der Rationalität immer wieder konterkariert wird.

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